Fassade des Hexenbürgermeister-
hauses, Postkarte um 1910
(Museum Hexenbürgermeisterhaus)
um 1980
(Aufnahme Gerhard Wellmer)
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Bauaufgabe
Instandsetzung, Modernisierung und Erweiterung des Museums Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo, Breite Straße 17 bis 19. - Bauherr: Hexenbürgermeisterhaus Alte Hansestadt Lemgo GbR (Träger: Staff-Stifung, Lemgo und Alte Hansestadt Lemgo). - Entwurf, Ausführungsplanung und Bauleitung: Hochbauamt der Alten Hansestadt Lemgo; Dipl.-Ing. Helmut Strüßmann, Dipl.-Ing. Andreas Rehse. - Baugeschichtliche Untersuchung, Denkmalpflegekonzepte, Farbkonzept: Dr. Holger Reimers, Hohenfelde/Holstein.

Das Hexenbürgermeisterhaus ist ein bedeutendes und weithin bekanntes Kunst- und Architekturdenkmal der Renaissance im Weserraum. Diese Bedeutung verdankt es im Wesentlichen der repräsentativen und reich ausgestalteten Fassade aus dem Jahre 1571. Im Inneren hat das Gebäude trotz vielfältiger Umbaumaßnahmen die Raumstruktur des frühneuzeitlichen Bürgerhauses weitgehend bewahrt. Vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert diente es als bürgerliches Wohnhaus. 1937 wurde es zum Heimatmuseum umgebaut. Als Mitte der 1990er Jahre dringender Instandsetzungsbedarf festgestellt wurde, begann eine Phase der Voruntersuchungen, um die Baumaßnahmen auf den historischen Baubestand abstimmen zu können. In der Bauzeit von 1998 bis 2004 gelang ein respektvoller Umgang mit dem Baudenkmal, bei dem die Zeugniswerte bewahrt und zugleich die veränderten Ansprüche der heutigen Museumsnutzung behutsam in den Baubestand eingefügt wurden.

Bürgerhaus
Das Hexenbürgermeisterhaus wurde in den Jahren 1568 bis 1571 fertig gestellt. Das repräsentative Bürgerhaus mit seiner aufwändigen Fassade gehört zu den imposantesten Bauten des 16. Jahrhunderts in Lemgo. Es ist ein herausragendes Beispiel der Renaissance im Weserraum.

In den 1990er Jahren zeigte sich die dringende Notwendigkeit von Erhaltungsmaßnahmen. Im Jahr 1998 begann die Instandsetzung mit der statischen Sicherung des gefährdeten Giebels. Im Frühjahr 2004 wurden sie mit den letzten Malerarbeiten abgeschlossen.

Zur Wiedereröffnung zeigt das Museum eine Ausstellung über die Geschichte des Hexenbürgermeisterhauses als Bürgerhaus, Baudenkmal und Museum. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen zu einer Entdeckungsreise durch das mehr als 430 Jahre alte Baudenkmal.

Baudenkmal
Bei der Instandsetzung des Hexenbürgermeisterhauses bestand die besondere Aufgabe darin, seine Bedeutung als Baudenkmal mit der Nutzung als Museum in Einklang zu bringen.

Zunächst wurden die erhaltungswürdigen Bauteile festgelegt. Auf dieser Grundlage entstanden Konzepte für die Erhaltungsmaßnahmen und die erforderlichen Ergänzungen für die Museumsnutzung. An das bestehende Haus wurde ein neues Treppenhaus mit Fahrstuhl angefügt, das große Teile des Museums für Rollstuhlfahrer zugänglich macht, Museumsrundgänge ermöglicht und schöne Ausblicke bietet.

Zur Verbesserung der konservatorischen Bedingungen entwickelte man ein System einzelner Maßnahmen, mit denen ein stabiles Raumklima in den Ausstellungsräumen gewährleistet wird. Bei der Umsetzung wurden jeweils für den Einzelfall bautechnische Lösungen zur Bewahrung der Denkmalwerte entwickelt.

Museum
In der Ausstellung wird das Haus in seiner Geschichte ebenso vorgestellt wie die einzelnen Arbeitsschritte von den Untersuchungen vor Planungsbeginn bis zur Entstehung der Konzepte.

Die Ergebnisse der baugeschichtlichen und der technisch-konstruktiven Untersuchungen wurden in der Ausführungsplanung miteinander vernetzt. Die dabei entwickelten individuellen bautechnische Lösungen zur Bewahrung der Denkmalwerte werden gezeigt: Historische Konstruktionen stehen neben den neuen Sicherungsmaßnahmen.

Spuren früherer Farbgebungen wurden eingebettet in ein zeitgemäßes Farbkonzept. An zahlreichen Beispielen wird gezeigt, wie die angewandte Bauforschung arbeitet, welche Spuren sie finden kann und wie sich Denkmalpflege und moderne Baukultur verbinden lassen.

Sonderausstellung
"BUET AN DISE STEDE AO 1571"
Geschichte und Instandsetzung des Hexenbürgermeisterhauses in Lemgo.
Eine Ausstellung zur Baugeschichte und Denkmalpflege
16. Mai 2004 bis 31. Dezember 2005

Zur Wiedereröffnung des Museums Hexenbürgermeisterhaus wird nun die Sonderausstellung "BUET AN DISE STEDE AO 1571" gezeigt. Im Mittelpunkt stehen die Geschichte des Hauses von 1568 bis heute und die bauhistorischen Befunde, die im Zuge der Instandsetzungsmaßnahme gemacht worden sind. Diese sind die wichtigsten Exponate der Ausstellung. Am authentischen Ort sind sie als "Fenster in die Vergangenheit" zu sehen und werden mit Hilfe von Foto-Text-Tafeln erläutert. Die Tafeln bieten darüber hinaus einen Überblick über die verschiedenen Phasen der Instandsetzungsmaßnahme. Damit vermitteln die Tafeln nicht nur Informationen zu den bauhistorischen Befunden, sondern sie zeigen die Abfolge der Arbeiten, die zur Erhaltung des Baudenkmals notwendig waren und die zu dem neuen Erscheinungsbild der Räume im Hexenbürgermeisterhaus geführt haben. Sie erläutern die damit verbundenen Absichten und Zwecke. Die Ausstellung dokumentiert, wie das Konzept der denkmalverträglichen Sanierung des Hexenbürgermeisterhauses entstand und wie es in Einzelmaßnahmen umgesetzt worden ist.

(Abschnitt "Ausstellungen": "BUET AN DISE STEDE AO 1571")

Abschlussdokumentation in Buchform:
"Das Hexenbürgermeisterhaus Lemgo. Bürgerhaus - Baudenkmal - Museum"
Erschienen am 24. Februar 2005

Zum Abschluss der Instandsetzungsmaßnahme ist ein Buch mit 192 und 391 Abbildungen erschienen. Es vermittelt im ersten Teil einen Überblick über die Geschichte des Hauses und seiner Bewohnerinnen und Bewohner vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Baugeschichte nach den bis heute erhaltenen Bauteilen verschiedener Zeiten, den ablesbaren Raumstrukturen und den durch die Veränderungen verloren gegangenen Bauteilen. Dargestellt werden auch Ergebnisse der Archäologie. Im zweiten Teil des Buches werden die Baumaßnahmen in ihrer Ausgangslage, ihren Konzepten und ihrer Umsetzung erläutert. Aus der Sicht der Denkmalpflege gibt es einen Überblick über hundert Jahre Umgang mit dem Denkmal Hexenbürgermeisterhaus. Die Museumsberatung (Münster) vergleicht - mit Blick auf Lemgo - städtische Museen in Baudenkmalen.
Die Arbeiten am Hexenbürgermeisterhaus sind ein Beitrag zur Denkmalpflege und Baukultur am Anfang des 21. Jahrhunderts. Bestimmt wurde die Maßnahme von der grundsätzlichen Entscheidung die Substanz zu respektieren, verbunden mit dem Anspruch neue Bauteile in der Formensprache der Gegenwart auszuführen. Das Buch kann mit der fassettenreichen Darstellung von konkreten Aufgaben und deren Lösung Wege für den Umgang mit Baudenkmalen aufzeigen. Es liefert eine Fülle von Hinweisen, die Eigentümern und Baufachleuten von praktischem Nutzen sein können.

(Abschnitt "Veröffentlichungen": "Das Hexenbürgermeisterhaus Lemgo. Bürgerhaus - Baudenkmal - Museum")

Museum Hexenbürgermeisterhaus
Breite Straße 17 - 19
32657 Lemgo
Fon: 05261 / 213-276 oder -463
e-mail: hexenbuergermeisterhaus@t-online.de
www.lemgo.de
Dauer der Ausstellung: 16. Mai bis 31. Dezember 2004, verlängert bis 31. Dezember 2005
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr, Montag geschlossen
Eintritt: 2,00 Euro, ermäßigt 1,00 Euro;
Gruppenführungen nach telefonischer Terminabsprache

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