Stellau: Pastorat und wieder entdecktes Altes Pastorat.    weitere Abbildungen >

Südlich der Bramau liegt ruhig, abseits aller Verkehrswege die Kirche von Stellau, umgeben von alten Bäumen und dem Friedhof. Südwestlich der mittelalterlichen Feldsteinkirche stehen zwei Bauwerke, die gleichfalls von großen Laubbäumen umstanden sind: neben dem Pastorat aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ein breitgelagertes Reetdachgebäude mit weit heruntergezogenen Traufen, das lange Jahre als Scheune genutzt wenig Beachtung fand und erst 1989/90 als das alte Pastorat wieder entdeckt worden ist.

Nach dem Brand des Vorgängerbaus 1706 wurde umgehend ein neuer Pfarrhof mit Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach errichtet. In seiner Nutzung ähnelt es den Bauernhöfen in der Region. Auch der Pfarrer betrieb Landwirtschaft zur Selbstversorgung. Wie die größeren Höfe hatte der Neubau von 1706 ein Sommerhaus nach Osten. Anders als die meisten Bauernhäuser und Katen war das Pastorat aber kein Rauchhaus mehr. Es erhielt von Anfang an einen Schornstein, der über Dach geführt wurde. Das ist heute noch daran zu sehen, dass die hölzerne Konstruktion nicht geräuchert ist, sondern helles Holz zeigt.

Immer wieder wurde das Haus veränderten Wohn- und Wirtschaftsverhältnissen angepasst. 1779 errichtete man an der Westseite des Wohnteils eine neue Stube, einen zweiten beheizbaren Wohnraum. 1826 wurde der Stallteil um zwei Fach nach Süden verlängert. Dabei verwendete man die alte Südfassade mit Schleppwalm, Heckschur und rundbogigem Dielentor wieder. Als 1859 das neue Pastorat als reines Wohnhaus errichtet wurde, riss man den Wohnteil im Norden des (nun) alten Pastorates ab und verwendete es als Scheune. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde "die alte Scheune" noch einmal renoviert (1955), danach verlor sie immer mehr an Bedeutung. Es gab sogar Überlegungen sie abzureißen.

Den Bemühungen Pastor Harbecks seit den 1980er Jahren ist es zu verdanken, dass "die Scheune" als "Altes Pastorat" wieder entdeckt und erhalten wurde. Auf die Neudeckung des Daches 1992 folgte die Entwicklung eines Konzeptes für eine neue Nutzung 2002/2003. Bei der Restaurierung und Neunutzung wird nun mit möglichst wenig Eingriffen in die Bausubstanz der1860 geschaffene Zustand bewahrt und repariert. Das Alte Pastorat in Stellau ist ein Baudenkmal von besonderer Bedeutung, da es im Ensemble aus mittelalterlicher Kirche, Friedhof, Neuem und Altem Pastorat die traditionelle Lebensweise der Pastoren auf Pfarrgehöften anschaulich vermittelt.

Zum 300-jährigen Jubiläum des Richtfestes (1706) wird das Alte Pastorat in Stellau im Frühjahr 2006 seiner neuen Bestimmung als Gemeindehaus übergeben. Aber auch für private Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen kann das Alte Pastorat in Stellau gemietet werden.

Adressen der Autoren:

Dr. Holger Reimers
Dauenhof-Taterbusch
25358 Hohenfelde
Dipl.-Ing. A.R. Thams
Mathildenstr. 41
25548 Kellinghusen

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