Aufgaben
Die angewandte Bauforschung beschäftigt sich im Gegensatz zur Grundlagenforschung mit einzelnen Bauwerken, an denen bauliche Veränderungen beabsichtigt sind. Das Bauwerk wird nach Fragestellungen untersucht, die von den beabsichtigten Veränderungen ausgehen und den weiteren Umgang mit dem Bauwerk beeinflussen sollen.
Ziele
Vorrangiges Ziel ist es, eine Arbeits- und Entscheidungsgrundlage für einen bewussten Umgang mit dem historischen Bauwerk zu schaffen. Dafür ist es notwendig, das bestehende Bauwerk in seinen Eigenschaften kennenzulernen:
- Dies betrifft das Baugefüge in allen Aspekten von Funktion
und Form, Material und Bautechnik und
- seine Entwicklung von der Herstellung über Umbauten und
Reparaturen bis zu seinem heutigen Zustand.
Die historische Bedeutung des Einzelbauwerks soll auf dieser Grundlage im Rahmen der Baugeschichte beurteilt werden können. Der Gebrauchswert ist Gegenstand ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlicher Untersuchungen. Die Erinnerungs- und Erlebniswerte, auf der Grundlage historischer Erkenntnisse, unterliegen politisch-gesellschaftlicher Diskussion.
Methoden
Die Methoden der angewandten Bauforschung umfassen drei Schritte, die aufeinander folgen:
Die Befunderhebung ermöglicht das Kennenlernen des historischen Bauwerks: durch das Sammeln von Informationen über das Bauwerk, durch das Beobachten des Bauwerks selbst und durch das Eingreifen in seine Substanz im begründeten Einzelfall.
Die Auswertung der Befunde führt zum Verstehen des historischen Bauwerks. Dazu werden die angesammelten Informationen aus der Befunderhebung systematisch zeitlich eingeordnet. Dieser Überblick mündet in ein Bild der Baugeschichte des Gebäudes.
Mit der Vermittlung der Befunde wird den Beteiligten, von den Eigentümern bis zu den Baufachleuten, und der Öffentlichkeit das historische Bauwerk als Geschichtszeugnis erklärt.
Angewandte Bauforschung bedarf der Grundlagenforschung, um die Einzelbeobachtungen in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können und erweitert mit ihren Ergebnissen deren Wissensstand.
(aus: Denkmalpflege und Bauforschung.
Aufgaben – Ziele – Methoden, S. 84. Siehe auch "Veröffentlichungen")